Mit dem Begriff des Klassischen wird seit dem 18. Jahrhundert nicht nur Antikes oder ein dominanter Antikebezug neuzeitlicher (Sprach-) Kunstwerke bezeichnet, sondern zunehmend auch ein von der Antike sich absetzender Kunstanspruch. Der Begriff des Klassischen kann damit sowohl der Rückversicherung in der maßgeblichen Tradition als auch der Selbstbestimmung und ‑gestaltung der Moderne dienen, die eine den ‚Alten‘ (mindestens) gleichrangige Geltung gewinnen könne bzw. möchte.
Auch wenn der Begriff des Klassischen stets mit einem universalen Geltungsanspruch verbunden ist, so lässt sich gleichwohl von einer partikularistischen ‚Politik des Klassischen‘ sprechen, die den Begriff im Kontext kultureller und nationaler Konkurrenzen zu instrumentalisieren versucht. Mit der Spannung zwischen beanspruchter Normativität und tatsächlicher Historizität unterliegt der Diskurs über das Klassische derselben Ambivalenz, die für die Geltungsansprüche der Aufklärung insgesamt charakteristisch ist. Diese komplexe Konstellation sucht die Vortragsreihe auszumessen.
Im Mittelpunkt der Vortragsreihe sollen folgende Fragen stehen:
Wie artikulieren sich ästhetische und politische Bedarfe nach dem Klassischen?
Wie gingen das 18., 19. und 20. Jahrhundert mit dem Adjektiv ‚klassisch‘ (bzw. ‚classique‘, ‚classical‘/’classic‘) sowie dem davon abgeleiteten ‚Klassiker‘ um?
Welche Autoren des 18. Jahrhunderts wurden im 19. und im 20. Jahrhundert zu Klassikern konstituiert? Welche nicht? Und warum? Mit welcher Absicht?
Von welchen politischen, institutionellen und gesellschaftlichen Prozessen wird die Etablierung von Klassikern bzw. des Klassischen getragen?
Konzept und Organisation: Prof. Dr. Elisabeth Décultot, Dr. Martin Dönike, Prof. Dr. Daniel Fulda
Ort: Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der europäischen Aufklärung (IZEA), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Franckeplatz 1, Haus 54
D-06110 Halle/Saale
Uhrzeit: 18:00–20:00 Uhr
25. April 2016: Podiumsdiskussion – Klassik und Politik (Bibliothekssaal)
Prof. Dr. Wilhelm Voßkamp (Universität Köln): „Kunst als Politik? Über die Funktionalisierbarkeit der Weimarer Klassik“
Prof. Dr. Daniel Fulda (Universität Halle): „Klassik und Nation. Ein aufzuklärendes Missverständnis“
Prof. Dr. Stefan Matuschek (Universität Jena): „Von nicht zeitlich, doch sachlich begrenzter Geltung. Plädoyer für einen partikularistischen Klassiker-Begriff“
Moderation: Prof. Dr. Elisabeth Décultot (Universität Halle), Dr. Martin Dönike (Universität Halle)
18. Mai 2016: Vortrag
Prof. Dr. Laurenz Lütteken (Universität Zürich): Zwischen Konstruktion und Inflation. Das ‚Klassische‘ in der Musik
28. Juni 2016: Vortrag
Prof. Dr. Stéphane Zékian (Centre National de la Recherche Scientifique, Lyon): Wie wird man zu einem Klassiker im Frankreich des 19. Jahrhunderts? (Thomasius-Zimmer)
5. Juli 2016: Vortrag
Prof. Dr. Suzanne Marchand (Louisiana State University, USA): Winckelmann: Ästhetik, Politik, Religion
Ort: Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der europäischen Aufklärung (IZEA)
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Franckeplatz 1 , Haus 54
D-06110 Halle/Saale
Uhrzeit: 18:00–20:00
Konzept und Organisation: Prof. Dr. Elisabeth Décultot, Dr. Martin Dönike, Prof. Dr. Daniel Fulda